Archiv

  • Sonderheft: Vermittlung in der internationalen Politik
    Bd. 8 Nr. 1 (2022)

    Vermittlung ist wissenschaftlicher Diskurs und Vermittlung ist politische Praxis, denn sie ist das ‚Moment der Verbindung zwischen zwei Elementen, welche diese selbst berührt oder verändert, ohne sie dabei aufzulösen. Diese Veränderung kann auf eine aktive Beteiligung der entsprechenden politischen Akteur*innen ebenso zurückgehen wie auf situative Kontingenz, Kontextgebundenheit oder innere Widersprüche‘ – so Frank Gadinger, Nele Kortendiek und Janne Mende, Gastherausgeber:innen unseres aktuellen Sonderhefts.

    Die Zeitschrift diskurs eröffnet mit diesem Sonderheft ein neues Format neben unseren üblichen, breiter angelegten Themenheften. Wir erlauben uns damit einen im Vergleich zu anderen diskurs-Ausgaben spezielleren Blick auf das Feld der internationalen Politik. In seiner Konzentration auf das theoretische Konzept der Vermittlung versammelt das Sonderheft gleichwohl Perspektiven, die über die Disziplin der Politikwissenschaft und der internationalen Beziehungen hinaus theoretisch wie empirisch innovative Fragen stellen und neue Einsichten erlauben. Wir danken den Gastherausgeber:innen und Autor:innen des Sonderhefts und wünschen anregende Lektüre!

  • Privilegien - Was leistet der umstrittene Begriff?
    Bd. 7 (2022)

    Die Coronavirus-Pandemie mit den hitzigen Protesten gegen die Beschränkungen des öffentlichen Lebens; die Welle von globalen antirassistischen Protesten gegen rassistische Polizeigewalt nach der Ermordung von George Floyd; und der Kampf der Jugend für eine Politik, die den Klimawandel ernstnimmt: Das sind nur drei Beispiele für politische Auseinandersetzungen der Gegenwart, in denen Privilegien im Zentrum stehen. Das Privileg, in einer westlichen Industrienation mit funktionierendem Gesundheitssystem zu leben und schon das Tragen einer Maske als Einschränkung der Freiheit empfinden zu können. Das Privileg Weiß zu sein und einem geringen Risiko ausgesetzt zu sein, Opfer von rassistischer Polizeigewalt zu werden. Oder auch das Privileg, alt zu sein und sich für eine klimagerechte Zukunft nicht interessieren zu müssen. Auch zur Analyse sozialer und ökonomischer Verhältnisse wird der Begriff des Privilegs verwendet, etwa wenn vom Privileg des Homeoffice von nicht „systemrelevanten“ Berufen die Rede ist, dem Privileg des Reichtums oder dem Privileg, männlich zu sein.

    Der Begriff des Privilegs zielt darauf, sichtbar zu machen, dass zu gesellschaftlichen Machtverhältnissen immer Asymmetrien zwischen unterschiedlichen Positionen gehören, also etwa Privilegierte und Diskriminierte. Dies wird oft ausgeblendet, wenn nur von den Diskriminierten die Rede ist. Diese sehen dann aus wie der Sonderfall, während die Profiteur_innen der Verhältnisse als solche nicht sichtbar werden. Es geht also um die Frage der hegemonialen Perspektive der „Normalität“, die es den Privilegierten erlaubt, sich nicht als Teil des Problems zu begreifen und es gleichsam abzuwehren.

    Während „check your privilege“ – also die Aufforderung, die eigenen Privilegien zu reflektieren – deshalb vielerorts zu einem zentralen Element der kritischen Auseinandersetzung wurde, haben das konservative Feuilleton und die liberale politische Philosophie in der Privilegienkritik einen neuen Erzfeind gefunden – in einer Reihe mit „Identitätspolitik“ und „political correctness“. Während diese Debatten in jüngster Zeit heiß laufen, gibt es erstaunlich wenig theoretische, philosophische und sozialwissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Begriff der Privilegien, der Privilegienkritik und den damit verbundenen politischen Kämpfen. Die Zeitschrift diskurs widmet sich deshalb in dieser Ausgabe dem Thema der Privilegien und fragt: Was leistet der umstrittene Begriff?

    Antworten auf diese Frage geben die ersten drei Artikel von Nina Degele, Tobias Braun, sowie Sarah-Lea Effert und Hannah Vögele. Die Ausgabe wird kontinuierlich um weitere Artikel ergänzt. 

  • Foto von Tim Gouw

    Gefühle des Widerstandes
    Bd. 6 (2020)

    Von Fridays for Future über die Aktionen des Zentrums für politische Schönheit bis zu #metoo – nach Jahrzehnten postdemokratischer Apathie findet eine Wiederentdeckung öffentlicher Räume und des politischen Protestes statt, insbesondere im Ausdruck von Gefühlen. Eine Diagnose, die gleichfalls für rechtsnationale Bürger*innenbewegungen gelten muss. Seit dem „Wutbürger“ stellt sich die Frage, in welchem Zusammenhang solche Widerstände mit Politiken stehen, die bestimmte Gefühle und/oder Affekte strategisch zu orchestrieren versuchen: Wie also wirken Gefühle/Affekte in individuellen wie kollektiven Widerständen? Welche medialen Formen nehmen sie im Netz oder in der Kunst an? Und welche Bedeutung kommt Gefühlen/Affekten in der Erforschung dieser Widerstände überhaupt zu?

    Die sechste Ausgabe der Zeitschrift diskurs widmet sich den Verbindungslinien und Widersprüchen, die sich zwischen Gefühlen/Affekten und verschiedenen Varianten individuellen wie kollektiven Widerstandes ergeben.

  • Gewalt
    Bd. 5 (2019)

  • Politik und Wahrheit
    Bd. 4 (2018)

    Ob Lügenpresse, Fake News oder alternative Fakten – von allen Seiten wird gegenwärtig der Anspruch auf Wahrheit in der politischen Auseinandersetzung in Anschlag gebracht. Aber auch jenseits dieser aktuellen Debatten stellen sich stets Fragen nach der Funktion von Wahrheitsbezügen für die Rechtfertigung und Kritik von Politik und ihrem Verhältnis zu normativen Diskursen, etwa in Bezug auf Vorstellungen vom guten Leben oder Formen der Ideologiekritik. Die Ausgabe 4 von diskurs setzt deshalb mit dem Problem des Verhältnissen von Politik und Wahrheit auseinander und versammelt neben einigen spannenden Aufsätzen auch ein Interview mit Frieder Vogelmann.

  • Die Zeit des Politischen und die Politik der Zeit
    Bd. 3 (2018)

    Die Ausgabe 3 der Zeitschrift diskurs versammelt sehr interessante Aufsätze über die Frage der Zeit in der Politik. Die Zeit des Politischen verweist auf der einen Seite auf formelle und informelle Zeitstrukturen – von Amtsperioden bis zu Aushandlungverfahren –, die politischen Prozessen, Institutionen und Programmen eine spezifische Geschwindigkeit verleihen. Auf der anderen Seite steht eine Politik der Zeit. Politische Krisen, der Verweis auf die allgemeine Beschleunigung des Sozialen oder postulierter Entscheidungsdruck sind nicht zuletzt wirkmächtige politische Konstruktionen.

  • Praxis der Kritik
    Bd. 2 (2017)

    Die Ausgabe 2 der Zeitschrift diskurs widmet sich der Praxis der Kritik aus der Perspektive von Boltanskis Soziologie der Kritik. Diese Perspektive beobachtet Phänomene der unmittelbaren Artikulationspraxis von Subjekten, verdichtet diese Beobachtungen für die Analyse gesamtgesellschaftlicher Phänomene  und macht sie greifbar. Die Ausgabe vereinigt einige spannende praxistheoretische Analysen mit einem äußerst lesenswerten deutschen Fassung eines Interviews mit Luc Boltanski.

  • Das Politische neu entdecken
    Bd. 1 (2015)

    Die erste Ausgabe von diskurs versammelt Beiträge, die sich auf eine offene Suchbewegung einlassen. Das Politische lässt sich nicht auf bestimmte Orte, Phänomene oder Akteure reduzieren. Es kann und muss vielmehr in immer wieder neuen Konstellationen, aus neuen wissenschaftlichen Perspektiven und in sich fortwährend wandelnden sozialen Dynamiken entdeckt werden. Politikwissenschaft ist in dieser Lesart nicht die Beobachtung eines bestimmten Systems, sondern vielmehr eine offene Suchbewegung, die aus immer wieder neuen empirischen und theoretischen Perspektiven Phänomenen politischer Praxis - also dem nie abgeschlossenen Ringen um die Konstituierung sozialer Ordnungen - auf der Spur bleibt.